140 Kilometer Klimaschutz auf der Schiene: Strecke Oldenburg–Wilhelmshaven elektrifiziert
Zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven rollen die Züge ab sofort unter Strom. In elf Jahren hat die Deutsche Bahn (DB) die Strecke zweigleisig ausgebaut, erneuert und elektrifiziert. 140 Kilometer Schienenweg sind damit modernisiert und bieten deutlich mehr Platz für grünen Güterverkehr auf einer der wichtigsten europäischen Handelsrouten zum JadeWeserPort. Auch Reisende profitieren von einem besseren Angebot im Nahverkehr mit häufiger verkehrenden Zügen und modernisierten Bahnhöfen. Heute nahmen DB-Infrastrukturvorstand Berthold Huber, der Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Michael Theurer, und der Niedersächsische Minister für Wirtschaft, Bauen, Verkehr und Digitalisierung, Olaf Lies, die Strecke feierlich in Betrieb. Gemeinsam investierten Bund, DB, Land, Region sowie Europäische Union 1,36 Milliarden Euro in das Megaprojekt.
DB-Infrastrukturvorstand Berthold Huber: „Wir sehen hier eine technische Meisterleistung für den Klimaschutz. Alle beteiligten Fachleute haben hier komplexe Aufgaben lösen müssen. Auf dem anspruchsvollen Untergrund nahe dem Wattenmeer wurde eine hochmoderne Infrastruktur für Reisende und Güterverkehr geschaffen. Durch den Ausbau können wir künftig über 2000 Lkw am Tag von der Straße auf die Schiene holen. Das spart massiv CO2 und entlastet Straßen und Umwelt. Gleichzeitig haben wir mit rund 45 Kilometern Lärmschutz dafür gesorgt, dass es für Anwohnende entlang der Strecke leiser wird.“
Michael Theurer, Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr: „Dieses Projekt beweist eindrucksvoll, wie die Verlagerung von Gütern von der Straße auf die Schiene funktionieren kann. Die Umsetzung zeigt gleichzeitig, wie groß das Know-how in der Branche ist. Denn die Anforderungen waren hier definitiv nicht die einfachsten. Alles in Allem ein guter Tag für die Schiene, den Klimaschutz und die Region.“
Niedersachsens Minister für Wirtschaft, Bauen, Verkehr und Digitalisierung, Olaf Lies: „Der Norden ist das Tor zur Welt. Das gilt insbesondere für den einzigen deutschen Tiefwasserhafen und Containerterminal Wilhelmshaven. Wir feiern daher nicht nur die Inbetriebnahme der elektrifizierten Bahnstrecke: dies ist vielmehr der Startschuss für umweltschonende und leistungsfähigere Container-Transporte vom und zum JadeWeserPort Wilhelmshaven. Damit werden auch die Umschlagsmengen weiter steigern. Die Menschen der Region und die knapp 8.000 im Hafenspektrum Beschäftigten profitieren von dieser Maßnahme. Für die ganze Region werden durch die Lärmschutzmaßnahmen und den deutlich leiseren Betrieb der elektrischen Züge echte Vorteile in der Lebens- und Arbeitsqualität entstehen. Und das Tor zur Welt ist ab jetzt auch für die Menschen besser erreichbar. Durch den Ausbau der Strecke wird der Personenverkehr attraktiver. Und endlich wird die Region wieder an den Fernverkehr angeschlossen. Wir starten mit dem Regionalexpress Wilhelmshaven–Hannover. Als nächstes muss die IC-Verbindung nach Leipzig in Oldenburg geflügelt werden und dann direkt nach Wilhelmshaven fahren. Und am Schluss könnte der ICE in den Morgen- und Abendrandstunden bis Wilhelmshaven durchfahren. Ich bin davon überzeugt, dass solche Maßnahmen der Schlüssel sind, die Akzeptanz der Schiene in der Bevölkerung zu steigern und wir dadurch den Weg für mehr Nachhaltigkeit im Verkehr ebnen.“
Spektakuläre Ingenieursarbeit
Der Ausbau der zuletzt in den 1960er Jahren erneuerten rund 70 Kilometer langen Bahnstrecke ging über mehrere Etappen. Die DB stellte zwischen Oldenburg und Sande durchgehend die Zweigleisigkeit her und brachte die Bahnstrecke auf den neusten Stand. Die Ertüchtigung des Bodens spielte in fast allen sieben Abschnitten eine große Rolle. Spektakuläre Bauwerke wie unterirdische Brücken mit 20 Meter tiefen Pfählen und 8 Meter hohen Dämme machen es möglich, dass die Bahn auf festem Untergrund fährt. Die DB erneuerte 122.000 Meter Gleis, schüttete 332.000 Tonnen Schotter auf und installierte 73 Weichen. Auch die Signaltechnik hat ein technisches Update bekommen, sodass die Expert:innen aus der Leitzentrale in Hannover den Zugverkehr auf der gesamten Strecke steuern können. In Sande baute die DB einen neuen zweigleisigen Abschnitt. Zur Bau-Bilanz gehören zudem fünf neue Eisenbahn- und drei neue Straßenbrücken, eine neue Bahnsteigbrücke sowie 36 modernisierte Bahnübergänge. Die Hauptarbeiten für den Ausbau sind damit fertiggestellt. Es erfolgen noch der Bau einer Eisenbahnbrücke in der Alexanderstraße in Oldenburg sowie Restarbeiten. Mit dem gestrigen Fahrplanwechsel rollen auch schon erste Züge des Personenverkehrs elektrisch. Die Anzahl der elektrisch betriebenen Züge im Nahverkehr wird in den nächsten Jahren stufenweise erhöht, sodass Reisende von einem immer besseren Angebot profitieren werden. Ab dem Winterfahrplan 2023 können Fahrgäste zum Teil schon direkt und ohne Umstieg von Bremen nach Wilhelmshaven bzw. umgekehrt fahren.
Fotos: Deutsche Bahn AG