Bahnverlegung Sande
Die vorhandene Bahnstrecke Sande–Jever ist eine für maximal 80 Kilometer pro Stunde ausgelegte eingleisige Nebenbahn. Von Südosten kommend durchquert die Strecke die Gemeinde Sande parallel zur Kreisstraße (K) 294, dabei grenzt sie teilweise unmittelbar an die Wohnbebauung.
Dieser rund 4,7 Kilometer lange Abschnitt sollte für die künftigen Anforderungen ausgebaut werden – die vorhandene Strecke lässt sich aus technischer Sicht jedoch nicht anpassen. Ein weiterer Grund ist die angrenzende Wohnbebauung aufgrund derer eine Zweigleisigkeit nicht realisiert werden kann.
Eine neue zweigleisige Trasse östlich der Ortschaft Sande ersetzt aus diesen Gründen die bestehende innerörtliche Strecke. Die Bestandsstrecke wird anschließend vollständig zurückgebaut. Zukünftig entfällt damit der Haltepunkt Sanderbusch.
An die Bahnverlegung Sande schließt der PFA 6 Los 1 an. Dieser beginnt an der Stelle, an der die Bahnverlegung Sande wieder in das bestehende Gleis übergeht und endet am Weißen Floh. Auch in diesem Abschnitt wird die Zweigleisigkeit hergestellt und dafür ein zweites Brückenbauwerk über das Upjeversche Tief realisiert. Dieser Abschnitt wurde zusammen mit der Bahnverlegung Sande als Bauauftrag vergeben und wird daher stets unter dem Namen „Bahnverlegung Sande“ miteinbezogen. Insgesamt beträgt der Bauabschnitt 6,3 Kilometer Länge.
Der Planfeststellungbeschluss wurde im Januar 2017 erteilt. Die vorbereitenden Arbeiten haben im Juli 2017 begonnen. Der eigentliche Baubeginn der Hauptbaumaßnahmen war am 10. August 2018. Die Inbetriebnahme des neuen Streckenabschnitts erfolgte Ende Juni 2022, die Gesamtinbetriebnahme der Elektrifizierung im Dezember 2022.
Geplante Maßnahmen
Die Bauarbeiten konzentrieren sich in diesem Abschnitt auf den Bau der zweigleisigen Bahnverlegung und deren Elektrifizierung.
Durch den Bau der neuen Strecke werden alle im Bereich der Bestandsstrecke vorhandenen Bahnübergänge und Kreuzungsbauwerke zurückgebaut. Entlang der Bahnverlegung führen neue Straßen- und Eisenbahnüberführungen den Verkehr über oder unter der Bahntrasse hindurch.
Ingenieurbauwerke
EÜ Viehtrift:
Rund 500 Meter nördlich der SÜ K 312 ist der Neubau der EÜ Viehtrift geplant. Dieses Bauwerk soll das Unterqueren der Bahnanlage durch den Viehtrieb sicherstellen.
EÜ Ems-Jade-Kanal:
Die Eisenbahnüberführung über den Ems-Jade-Kanal ist das größte Brückenbauwerk der Bahnverlegung Sande. Die Brücke erreicht eine lichte Höhe von rund 4,5 Metern über dem Wasserspiegel des Ems-Jade-Kanals. Die 83 Meter lange Brücke besteht aus drei Feldern, deren Stützweiten 25 Meter, 33 Meter und 25 Meter betragen. Das Bauwerk wird auf einer Bohrpfahlgründung (bis zu 20 Meter tief) mit Pfahlkopfplatten, zwei massiven Widerlagern und zwei massiven Pfeilern errichtet. Aus statischen und gestalterischen Gründen werden die Träger abgeschrägt, was die Konstruktion leichter erscheinen lässt.
EÜ Upjeversches Tief:
Die neue eingleisige Eisenbahnüberführung quert das Upjeversche Tief in einem Abstand von circa 25 Metern südöstlich der bereits 2016 im ersten Planungsabschnitt gebauten eingleisigen Eisenbahnüberführung. Wegen des instabilen Baugrunds erhalten die Widerlager eine Tiefgründung mit Bohrpfählen.
SÜ K 312:
Die neue Trasse der Bahnverlegung Sande kreuzt östlich der Ortschaft die Kreisstraße K 312. Diese wird über Rampen und ein Brückenbauwerk künftig über die Bahntrasse geführt. Die Straßenüberführung wird mit Geh- und Radwegen ausgestattet und mit der neuen Bahntrasse errichtet.
SÜ Landesstraße (L) 815 und SÜ Maade:
Die Trasse der Bahnverlegung Sande kreuzt nördlich von Sanderbusch die L 815. Die Straßenbrücke wird mit einem Geh- und Radweg über die künftige Bahntrasse geführt. Die Straßenüberführung wird zusammen mit der neuen Bahntrasse errichtet. Im weiteren Verlauf der neuen Straßenführung wird über der Maade ein weiteres Brückenbauwerk mit Geh- und Radweg errichtet.
SÜ K 294:
Die K 294 wird mit einem neuen Brückenbauwerk über die Bahnverlegung Sande geführt. Das Bauwerk wird mit Geh- und Radwegen ausgestattet und zusammen mit der Bahntrasse errichtet. Die „Roffhausener Landstraße“ wird höhengleich an die neue K 294 angeschlossen. Der „Sillandweg“ wird verlegt und ebenfalls an die neue K 294 angebunden.
SÜ Bundesautobahn (A) 29:
Bei der 1982 gebauten Autobahnbrücke der A 29 handelt es sich um eine sieben-feldrige Spannbetonplattenbrücke mit einer Gesamtlänge von circa 250 Metern. Diese wird ohne bauliche Maßnahmen am Brückenbauwerk durch die neue Bahntrasse unterquert. Im Zusammenhang mit der Elektrifizierung ist lediglich der Anbau eines Berührungsschutzes erforderlich.
Amphibiendurchlass:
Das Rahmenbauwerk ermöglicht den Amphibien das gefahrlose Unterqueren der Bahnanlage. Schräge Flügelwände an den Durchlassöffnungen dienen als Leiteinrichtung für die wandernden Tiere.
Durchlass Neufelder Graben:
200 Meter vor dem Ems-Jade-Kanal entsteht ein Durchlass mit einer lichten Weite von 1,7 Metern und einer lichten Höhe von 1,8 Metern. Der Durchlass führt den Neufelder Graben unter der neuen Eisenbahntrasse hindurch. Zusätzlich wird hier durch einen Absatz oberhalb des Wasserspiegels eine Querungsmöglichkeit für Kleintiere geschaffen. Die beidseits der neuen Bahntrasse liegenden Entwässerungsgräben werden an den Neufelder Graben angeschlossen.
Schutzbauwerk für NordWest Ölleitungen:
Im Bereich der verlegten K 312 sowie der neuen Eisenbahnüberführung „Viehtrift“ mussten die vorhandenen Leitungen verlegt werden. Sie kreuzen den Straßen- und Bahndamm in einem Bauwerk zum Schutz vor möglichen Einwirkungen aus dem Straßen- und Bahnverkehr.
Schutzbauwerk für Ölleitung Storag-Etzel:
Rund 250 Meter nördlich des Upjeverschen Tiefs kreuzt die neue Bahntrasse die Rohrleitungen. Das vorhandene Pipelinebündel mit drei Leitungen sowie zwei neu verlegten Leerrohren wird durch ein Bauwerk vor möglichen Einwirkungen aus der Dammerstellung und dem Bahnverkehr wirksam geschützt.
Bahnübergänge (BÜ)
Durch den Bau der Bahnverlegung Sande werden alle im Bereich der Bestandsstrecke vorhandenen Bahnübergänge und Kreuzungsbauwerke zurückgebaut. Im Ortsbereich Sande betrifft dies vier mit Halbschranken gesicherte Bahnübergänge:
- BÜ K 312, Wilhelmshavener Straße
- BÜ Fuß- und Radweg Am Bulsterdeich
- BÜ K 294, Hauptstraße
- BÜ Sillandweg
Darüber hinaus entfallen künftig die höhengleichen, nicht technisch gesicherten Bahnübergänge im Verlauf des Wanderwegs Ems-Jade-Kanal und einer Privatzufahrt.
Sonderbauverfahren
Der Baugrund im Planungsbereich der Bahnverlegung bis zum Abzweig Weißer Floh ist relativ instabil und für den Bau von Verkehrswegen daher ungünstig. Mit speziellen Bauverfahren werden die Untergrundschichten deshalb stabilisiert, um den Beanspruchungen des künftigen Schienenverkehrs gerecht zu werden. Diese beinhalten die Fahrwegtiefgründung und das Auflastverfahren sowie Geotextil-ummantelte Sandsäulen.
Schallschutz
Aktiver Schallschutz
Im Rahmen des Streckenneubaus werden sieben Schallschutzwände mit einer Gesamtlänge von 1.500 Metern errichtet. Die Höhen der Wände variieren in Abhängigkeit von der erforderlichen Schutzwirkung zwischen einem und 3,5 Metern über Schienenoberkante. Die geplanten Wände bestehen in der Regel aus Aluminiumelementen, die auf der Gleisseite hochabsorbierend ausgeführt sind, um möglichst wenig Schall zu reflektieren. Damit werden im gesamten Streckenbereich die gesetzlichen Grenzwerte eingehalten, ergänzende passive Schallschutzmaßnahmen sind deshalb nicht erforderlich.
Erschütterungsschutz
Aufgrund der großen Abstände zu der benachbarten Wohnbebauung sind keine Erschütterungsschutzmaßnahmen erforderlich.
Ausgleichs- und Ersatzmaẞnahmen
Ausgleichsmaßnahmen
- Anlage eines Amphibiendurchlasses bei Baukilometer 1,6
- Anbringen von Nistkästen für Vögel (15 Stück)
- Entsiegelung von Straßen und Wegen (2,9 Hektar)
- Anlegen von flächigen Gehölzstrukturen (6,1 Hektar)
- Pflanzung von Einzelbäumen (150 Stück)
- Grünlandextensivierung, Anlage von Kleingewässern und weitere Maßnahmen zur Entwicklung von Lebensräumen feuchter Standorte (21,2 Hektar)
Ersatzmaßnahmen
- Aufforstung in den Revieren Wildkamp und Hopels (2,9 Hektar)